Yoga wäre omnivor
Yoga fühlt sich manchmal an, wie eine Welle, die alles verschlingt. „Hey, ich mach jetzt Yoga!“ ist mittlerweile ein so vielbemühter Satz, dass wir uns inzwischen fragen, wie wir jemals ohne Yoga auskommen konnten. Dabei kann dieser Satz alles mögliche bedeuten.
Yoginfektion
Waren es anfänglich vorwiegend Frauen die diesen Satz bemühten, weil sie von Freundinnen zum Yoga mitgeschleppt wurden, hat er jetzt auch Männer, speziell Väter, die Menschheit über 50, Rückenkranke, Knieopfer, Kinder und Haustiere erreicht, denn um Yoga scheint nichts und niemand einfach so herumzukommen. Nur Babys brauchen nicht zum Yoga, die können es schon.
Innovation nonstop
Die Omnipotenz des Yoga infiziert zudem längst die Konkurrenz: Cantienica, Faszien-Training, Pilates & selbst das Lachen sind inzwischen zu Cantienica-Yoga, Faszien-Yoga, Yogalates, Lach-Yoga, etc. konvertiert und so warten wir gespannt auf homöopathische Yoga-Kügelchen, Yoga-Tauchen und Yoga-Kaugummis…
Und endlich überall
Es gibt Yoga in Yoga-Zentren, privat im Hinterhof, einsam im Park, auf Verordnung, in der VHS, im schulischen Kontext, im Fitness-Studio, in Vereinen, … es gibt Yoga-Therapie, Yoga-Massage, sogar ganze Yoga-Reisen und darüber hinaus ist Yoga so variabel, dass der Kopf klirrt, denn Yoga lässt sich auf allerlei Arten betreiben: es gibt Yoga hängend, akrobatisch, hot im Höschen, relaxed oder superanstrengend,… und selbstverfreilicht können wir uns endlich, vom speziellen Bustier bis hin zur Yogasocke, voll yogisch einkleiden…
Und für alles
Yoga heilt kaputte Handgelenke, Rheuma, die Einstellung, das nähere Umfeld und danach die ganze Welt, immer vorausgesetzt, dass es richtig praktiziert wird, denn Yoga macht man nicht, man praktiziert und damit unterscheidet es sich per se schon mal von allen anderen Sportarten. Wer wollte schon behaupten: „Ich praktiziere heute das Badminton-Spiel!“ Badminton-Yoga wäre vielleicht noch eine gängige Variante.
Aber Achtung!
Das richtige Praktizieren ist tatsächlich bereits eine Herausforderung, denn hier heißt es, aufpassen, dass man nicht vom Ehrgeiz gepackt wird, der da flüstert: „Na, komm schon… ein Stück geht noch!“ und schon knacks, geht nämlich gar nichts mehr… das nennen wir dann die dunkle Seite des Yoga, obwohl es eigentlich eher ‚die dunkle Seite des Menschen‘ heißen müsste.
Aber Yoga ist ja auch keine Sportart, wissen die einen, andere gar behaupten, es sei eine Religion…
Ja, was ist es denn nun? – Auf jeden Fall ein Allesfresser!
Yoga für mich!
Während ich in der räucherstäbchenduftgeschwängerten Küche darüber nachdenke, summe ich einige Mantren und rolle, derweil mein rechtes Bein, das im Wechsel mit dem Linken auf der Arbeitsplatte liegt, kleine Energie-Bällchen, die ich mit in den Unterricht nehme und dort nach dem dreifachen Om zum Tee serviere…
Und für Dich?
Für mich ist Yoga eine Lebensphilosophie, ein tiefes Verständnis von mir selbst und anderen, von Grenzen und Bedürfnissen. Was ist es für Dich?