Du betrachtest gerade Sich selbst vertrauen

Sich selbst vertrauen

Hypnose, Konstruktivismus & die Kunst, sich selbst nicht mehr zu glauben

Es gibt Momente, in denen mein Unterbewusstsein mich ansieht wie eine überarbeitete Sekretärin in der Kantine: genervt, überfordert und still hoffend, dass ich endlich aufhöre, ständig neue Aufträge einzureichen, die ich selbst nie einhalte.
„Mach ich morgen“, sage ich dann mit meinem charmantesten inneren Lächeln.
Und mein Unterbewusstsein murmelt: „Klar, Jessica. Mach du mal morgen.“

 

Der innere Vertrag

Hypnose bedeutet im Grunde nichts anderes, als dass Bewusstes und Unbewusstes für einen Moment am selben Tisch sitzenund zuhören.
Im Alltag passiert das selten. Meistens führt das Bewusstsein Selbstgespräche, während das Unterbewusstsein längst das Licht gelöscht und den Raum verlassen hat.
Das Dumme: Es hört trotzdem alles mit.
Und merkt sich jedes Wort, jedes gebrochene Versprechen, jeden Moment, in dem ich sage:
„Ich steh morgen früher auf.“
„Ich fang jetzt wirklich mit Sport an.“
„Ich sag diesmal freundlich Nein.“
Und wenn ich’s dann
doch nicht tue, setzt das Unterbewusstsein einen kleinen, stillen Vermerk in der Personalakte: Unzuverlässig in der Ausführung. Laber-Trend stabil.“

Beim nächsten Mal glaubt es mir nicht mehr.
Es denkt: „Lass sie mal reden, sie meint das nicht ernst.“
Und plötzlich wird mein „morgen“ zu einem Systembefehl – einer neuen, träge gewordenen Hypnose:
Mach es morgen. Immer morgen.

 

Sich selbst beobachten beim Lügen

Noch tragikomischer wird’s, wenn ich mir selbst beim Lügen zusehe.
Wenn ich jemandem sage „Alles gut!“, obwohl innerlich ein kleiner Orkan fegt.
Oder wenn ich sage „Ich bin gar nicht verletzt“, während mein Nervensystem schon die Trümmer sortiert.
In diesem Moment spaltet sich etwas in mir:
Ein Teil spielt das Spiel, der andere beobachtet – und weiß.
Dieses
innere Wissen, dass ich gerade nicht ehrlich bin, erzeugt eine Dissonanz, ein feines inneres Zittern.
Und das Unterbewusstsein, dieser loyale Wachhund, denkt:
„Wenn sie sich selbst nicht traut, warum sollte ich ihr trauen?“
Das ist, als würde man seiner eigenen inneren Stimme den Tonregler abdrehen – und sich dann wundern, dass sie schweigt, wenn man sie wirklich braucht.

 

Die Alltagshypnose

Jeder Mensch hypnotisiert sich selbst – täglich, unbewusst, oft mit denselben alten Sätzen:
„Ich kann das nicht.“
„Ich hab halt kein Durchhaltevermögen.“
„Ich bin zu alt, zu spät, zu irgendwas.“
Diese Sätze sind Trancen. Selbstgezimmerte Gedankenkäfige.
Das Unterbewusstsein nimmt sie als Anweisung.
Es denkt nicht in Wahrheit oder Lüge, sondern in
Befehlen.
Wenn ich also sage:
Ich bin nicht gut genug“, sagt es: Aha, nicht gut genug. Wird erledigt.“
Und schickt prompt einen Hormon-Cocktail los, der dafür sorgt, dass ich mich genauso fühle.
Damit ist das Gefühl kein Beweis der Wahrheit – sondern nur das Echo meiner eigenen Suggestion.

 

Wenn das Gehirn Theater spielt

Nach Konstruktivismus ist alles, was ich erlebe, das Produkt meiner inneren Filter.
Mein Bewusstsein erschafft die Bühne, mein Unbewusstes liefert das Bühnenbild, und ich selbst spiele alle Rollen gleichzeitig.
Wenn ich jemandem etwas unterstelle („Der mag mich nicht“), baue ich das Bühnenbild schon so, dass der andere gar keine Chance mehr hat, mich zu mögen.
Wenn ich jemanden klein mache, mache ich mich unbewusst mit klein – weil das System immer
Symmetrie sucht.
Bewertung im Außen ist immer auch
Selbsthypnose.
Wenn ich sage: „So
darf man nicht sein“, hört mein Unbewusstes: „So darf ich nicht sein.“
Und zack – schon habe ich mir ein neues Verbot erteilt, das ich morgen liebevoll beklagen werde.

 

Zwischen Wahrheit und Wirklichkeit

Das eigentliche Missverständnis zwischen Bewusstem und Unbewusstem ist, dass beide annehmen, sie seien Chef.
Das Bewusstsein redet, das Unbewusstsein entscheidet.
Und beide sind beleidigt, wenn das andere nicht folgt.
In der Hypnose versöhnen sich beide kurz: das Bewusste darf Bilder malen, das Unbewusste darf wählen, welche es einrahmt.
Wenn das gelingt, entsteht dieses leise, warme „Aha“ – dieser Moment, in dem System, Körper und Geist wieder synchron laufen.
Dann braucht es keine Disziplin, kein Mantra, keine To-do-Liste. Dann macht das System einfach das, was Sinn ergibt.

 

Meine innere Welt

– Wenn du sagst „Ich muss mich zusammenreißen“, versteht dein Unterbewusstsein: „Ich bin schwach“ und zeigt dir prompt deine Schwäche.
– Wenn du denkst „Ich will keinen Streit“, hört es „Streit“ – und sucht unermüdlich nach passenden Szenen.
– Wenn du jemandem sagst „Ich hab keine Angst“, denkt es „Angst ist da“ – und aktiviert den Adrenalin-Kühlschrank.
– Wenn du sagst „Ich will endlich Ruhe!“, liefert es laute Situationen, damit du den Kontrast spürst.
– Wenn du sagst „Ich will abnehmen“, versteht es: „Ich bin dick“ – und bleibt konsequent in der Rolle.

Das Unbewusste ist kein Philosoph. Es ist ein treuer Hund. Es gehorcht auf Tonfall, Wiederholung und Emotion.

 

Der liebevolle Reset

Was hilft?
Liebe.
Und die Entscheidung,
wahrhaftig zu sprecheninnerlich wie äußerlich.
Jede ehrliche Aussage ist eine Neuverhandlung mit dem Unterbewusstsein.
Jedes gehaltene Versprechen stärkt die Allianz.
Und jede liebevolle Beobachtung statt Bewertung heilt eine alte Schleife.

Also: Wenn du morgen sagst „Ich mach’s morgen“ – dann meine es.
Oder sag stattdessen: „Ich will gerade nicht, und das ist okay.“
Das ist der Anfang von echter Kooperation.
Zwischen dir und dir.
Zwischen Wahrheit und Möglichkeit.
Zwischen Kopf und Herz.
Zwischen Bewusstsein und diesem geheimnisvollen, loyalen Unterbewusstsein, das dir jeden Tag aufs Neue vertraut –
wenn du es lässt.

 

Aaaalso…

… wenn du morgen sagst „Ich mach’s morgen“ – dann meine es.
Oder sag stattdessen: „Ich will gerade nicht, und das ist okay.“
Das ist der Anfang von echter Kooperation.
Zwischen dir und dir.
Zwischen Wahrheit und Möglichkeit.
Zwischen Kopf und Herz.
Zwischen Bewusstsein und diesem geheimnisvollen, loyalen Unterbewusstsein, das dir jeden Tag aufs Neue vertraut –
wenn du es lässt.
Und vielleicht, ganz vielleicht, beginnt genau dort jene Form von Hypnose, die wir alle brauchen:
die der Wahrhaftigkeit.
Die, die heilt, weil sie ehrlich ist.
Die, die uns erinnert, dass Vertrauen kein Zustand ist –
sondern eine tägliche Verabredung mit uns selbst.

 

Vorschau

Und weil Worte nur der Anfang sind, zeige ich Dir im nächsten Blog eine kleine Übung zur Selbsthypnose-Entgiftungeine liebevolle Rückeroberung Deiner Glaubwürdigkeit gegenüber Deinem eigenen Unterbewusstsein.
Mit Atem, Körper und einem ehrlichen „Ja“.
Bleib dran – Dein System wartet schon auf Dich.

 

 

Yoga